
Der Familienkreis der Kolpingsfamilie Schierling informierte sich über die Pfarrkirche Schierling
Die Mitglieder des Kolping-Familienkreises Schierling haben sich bei einer Kirchenführung eingehend mit der katholischen Pfarrkirche als Bauwerk, aber auch mit dem Kirchenbegriff insgesamt auseinandergesetzt. Dabei wurde deutlich, dass die „Kirche“ einerseits das Gotteshaus als Ort für die Feier der Eucharistie, der Präsenz Jesu im Tabernakel und des Gebetes darstellt, aber andererseits insbesondere auch die Verkörperung des Volkes Gottes bedeutet.
Fritz Wallner leitete die Führung und warf zuerst die Frage auf, was denn der Begriff Kirche bedeute. „Kirche“ werde landläufig das Gotteshaus genannt, und tatsächlich sei es vor allem der Ort für den Gottesdienst, das Hören des Wortes Gottes, wie es in der Bibel niedergeschrieben ist und was dieses für das konkrete Leben bedeutet. „Sie ist der Ort für das gemeinsame Gebet und für die jeweils individuelle Spiritualität“, so Wallner. Er zitierte aus dem Werk von Joseph Ratzinger, Papst Benedikt XVI., Jesus von Nazareth, in dem der verstorbene Papst von der „neuen Familie Jesu“ spricht, „die man später Kirche nennen wird.“ Die Kirche sei deshalb vor allem die Gemeinschaft der an Christus Glaubenden, also all derjenigen, die zum „Volk Gottes“ gehören. „Die glaubenden Menschen sind die lebendigen Steine der Kirche, auch bei uns in Schierling“, so der Referent. Schließlich bedeute „Kirche“ zusammengenommen für viele Schierlinger einen besonderen Ort der Heimat. In diesem Gotteshaus seien oft sie, ihre Kinder und Enkelkinder getauft worden, kamen zur Erstkommunion, haben das Sakrament der Firmung empfangen und sie haben hier geheiratet, sowie für ihre Verstorbenen das Requiem gefeiert. Manche waren in der Jugendarbeit tätig oder haben sich im Pfarrgemeinderat, der Kirchenverwaltung oder in den Verbänden engagiert und ihre Mitarbeit angeboten.
Alter des Gebäudes
Anhand des „Spannagl-Wappens“ an der Ostseite des Kirchturms wurde klar, dass der untere Teil des Kirchturms bereits im Jahr 1418 gebaut wurde. Doch hätten Mitte der 1990er Jahre wissenschaftliche Gutachten zur Altersbestimmung der Hölzer viel ältere Zeugnisse hervorgebracht. So ist belegt, dass im Kirchturm verbautes Holz in der Ebene unter dem Glockenstuhl zum Teil aus den Jahren 1242 bis 1265, wohl aus einer ganz alten Kirche oder einer ehemaligen Burg, stammt. Außerdem konnten Hölzer auf der Ebene des Uhrwerks für die Jahre 1577 oder 1663 datiert werden. Den größten Umbau der Pfarrkirche gab es zwischen 1720 und 1726, und zwar durch den in Schierling geborenen Pfarrer Ignaz Loibl (1665-1742). Mittlerweile stehe fest, dass die alte Kirche nicht „vollständig abgebrochen wurde“, wie der damalige Pfarrer der Diözese berichtete, sondern die Nord- und Südwände stehengeblieben waren. Völlig neu entstand damals das Tonnengewölbe, das gerade einmal 14 Zentimeter stark ist und deshalb schon wenige Jahrzehnte nach der Errichtung stabilisiert werden musste. Der inzwischen verstorbene Regensburger Kunsthistoriker Dr. Peter Morsbach hat Ende der 1990er Jahre von einem „barocken Bauschaden“ gesprochen, der erst bei der großen Kirchenrenovierung 1997/98 endgültig behoben wurde. Große Beachtung verdienen nach Wallner die Deckengemälde, die als „Fresken“ im Jahre 1725 entstanden.
Wertvolle Deckengemälde
Unter dem Einfluss der damals in Schierling tätigen Straubinger Jesuiten war für die Malerei der bedeutende Künstler Josef Anton Merz engagiert worden. „Wahrscheinlich hätte sich die Pfarrei ohne die Jesuiten diese Kunstwerke nicht leisten können“, vermutete Fritz Wallner. Und tatsächlich haben auch noch acht Jahre nach der Fertigstellung der umgebauten Kirche Handwerker noch geklagt, dass sie nicht das ganze Geld für ihre Leistung bekommen haben. Zu den Stuckarbeiten hat Dr. Morsbach einmal diesen Satz geprägt: „Die Pfarrkirche Schierling ist ein hochinteressantes Werk für den Übergang der Stuckarbeiten von der italienischen auf die bayerische Kunst!“ Manche der Teilnehmer an der Führung erinnerten sich noch an die Ausstattung vor der Renovierung 1969. Bis dahin waren im Altarraum Kinderbänke platziert gewesen, auf deren Knieschemel sich die Kinder während der Predigt niederließen. Max Wallner wusste noch genau, dass sich gerade zu diesem Zeitpunkt die Kinder gerne unterhielten. Doch oftmals nicht unbemerkt, denn damals predigte der Pfarrer noch von der Kanzel und hatte alles im Blick. Die Kanzel nannte Fritz Wallner eines der besonders wertvollen Ausstattungsgegenstände der Pfarrkirche Schierling.
Text und Fotos: Fritz Wallner