Der Nikolaus geht nicht ohne Mitra aus dem Haus

Siegfried Pautz besucht seit fast 30 Jahren als Heiliger aus Myra die Schierlinger KinderSchierling. Auch heuer verwandelt sich Siegfried Pautz am heutigen Samstag, 5. Dezember, in einen heiligen Mann. Seit fast 30 Jahren geht er, als einer von momentan 13 Nikoläusen der Kolpingsfamilie,  zu den Kindern in Schierling und Umgebung. 

Immer zu zweit – als Bischof Nikolaus und Knecht Ruprecht – gehen die Mitglieder der Kolpingsfamilie am 5. Dezember ab etwa 17 Uhr zu den Kindern. Und das seit rund 70 Jahren, wie Alfred Berger bei der Befragung älterer Kolpingmitglieder herausgefunden hat. So ziehen auch am heutigen Samstag wieder 13 Kolpingnikoläuse mit ihren Knechten von Haus zu Haus. An die 80 Anmeldungen verzeichnete Organisatorin Martina Pautz in diesem Jahr. Es waren aber auch schon mal fast doppelt so viele. Die Kolping-Nikoläuse gehen aber nicht nur zu den Kindern, sondern auch in Geschäfte oder besuchen die Senioren im Altenheim.
Zusammen mit Evi Diermeier und Silvia Froschhammer stattet Martina Pautz die Nikoläuse, wie jedes Jahr, im Pfarrheim stilecht aus. Der Nikolaus trägt bei der Kolpingsfamilie eine Mitra, die Bischofsmütze und keine Zipfelmütze wie die amerikanische Kunstfigur, der Weihnachtsmann, mit der Nikolaus öfter mal verwechselt wird. Die Gewänder verwahrt für die Kolpingsfamilie Familie Roßmeier. Dort können sich übrigens auch Vereine ein Nikolauskostüm ausleihen. Der Nikolaus hat außerdem ein Priestergewand, den Bischofsstab und natürlich das goldene Buch. Der Knecht Ruprecht bekommt pechschwarz geschminkte Gesichter. Als Knecht Ruprecht hat Siegfried Pautz angefangen, der inzwischen seit fast 30 Jahren am Nikolaustag die Kinder besucht. Der christliche Hintergrund ist wichtig für einen, der in die Fußstapfen des Bischofs von Myrta treten möchte. Auch für Siegfried Pautz.
Nikolaus wirkte im vierten Jahrhundert als Bischof von Myra in Kleinasien, der heutigen Türkei. Er ist der Schutzpatron der Kinder, Schüler und Schiffsleute. Viele Legenden erzählen von seiner Uneigennützigkeit, seiner Nächstenliebe und von seinem selbstlosen Schenken und Teilen. Auch in der Türkei ist der Heilig sehr bekannt. Pautz erinnert sich an einen kleinen türkischen Jungen, den er und sein Knecht am Nikolaustag auf der Straße trafen und dem sie einen kleinen Schokonikolaus schenkten. Kurz darauf habe die beiden ein Auto eingeholt, und die türkische Familie habe sich überschwänglich mit vielen Leckereien bei ihnen für die kleine Gabe an das Kind bedankt.
„Es ist einfach schön, wenn man in strahlende Kinderaugen blicken darf“, beschreibt der zur Zeit dienstälteste Kolping-Nikolaus die Motivation für seine ehrenamtliche Tätigkeit. Die Anspannung am Nikolaustag, die er nach so langer Zeit immer noch spürt, verschwinde mit dem ersten Besuch. Pautz sagt in den Familien zur Begrüßung die klassischen Nikolauszeilen auf, die wohl die meisten noch aus ihrer Kindheit kennen: „Draußt vom Walde komm ich her. Ich muss Euch sagen es weihnachtet sehr.“ Auch das helfe gegen die Anspannung. Pautz freut sichüber jede Form von Gedichten, Sprüchlein und Liedern, mit denen die Kinder den Nikolaus begrüßen. Einmal wurde er mit einer Hausmusik von acht Kindern willkommen geheißen. So etwas bleibe in angenehmer Erinnerung. Aus den Kindergärten erfährt er, was die Kinder dort gelernt haben und so kann er Hilfestellung geben, falls die Kleinen mal nicht mehr weiter wissen.
Er betont, dass Knecht Ruprecht kein Krampus, sondern der Helfer des Nikolauses ist. „Manche trauen sich aber gar nicht her um Grüß Gott zu sagen.“ Dann muss der Knecht auch schon mal ein Stück zurückweichen, denn vor diesem haben die Kleinen besonders viel Respekt. Dabei sei die Angst unbegründet, denn zum Schluss sage der Nikolaus immer etwas Positives, verrät Pautz, schließlich könne er sonst seine Geschenke nicht mit guten Gewissen hier lassen. In solchen Situationen sucht er sich dann das stabilste Kind als erstes aus, um den anderen zu zeigen, dass sie nichts zu befürchten haben. Nikolaus sein bedeute auch, spontan auf verschiedenste Situationen schlagfertig reagieren zu können.
Beim Besuch in den weihnachtlichen Stuben stehen ganz klar die Kinder im Mittelpunkt. Der Nikolausbesuch sei allerdings keine Erziehungsmaßnahme, sagt Pautz. Vielmehr soll der heilige Mann den Kindern eine Hilfestellung sein. Das Credo lautet: viel loben. Pautz versucht auf jedes Kind einzugehen, dazu begibt er sich auf Augenhöhe zu den Kindern hinab. Er frägt sich nach ihrem Lieblingsschulfach oder was sie im Kindergarten am liebsten spielen. Informationen über ihre Stärken und Schwächen bekommt er im Vorfeld von den Eltern. Diese stehen dann natürlich in seinem allwissenden goldenen Buch. Pautz lässt sich die Schwächen oder Verfehlungen von den Kindern selbst erzählen, die meist sehr genau wissen, was sie an ihrem Verhalten verbessern können. Wichtig sei ein einfühlsamer Umgang mit den Kindern. Niemand soll vorgeführt werden. Der Nikolaus sei ja auch jemand, der die Kinder und ihre Talente wertschätze, keiner, der kommt um abzurechnen.
In fast 30 Jahren als Kolping-Nikolaus hat Pautz viel erlebt. So ist es für die 13 Nikolauspärchen auch Tradition, sich nach dem Rundgang zusammenzusetzten und die Erlebnisse des Abends zu besprechen. Das Schöne am Nikolausgehen sei, den Kindern etwas geben zu können, ihre Freude und Dankbarkeit zu erleben. Deswegen ist Siegfried Pautz seit so langer Zeit Nikolaus aus Leib und Seele.  -bas-Bericht Allgemeine Laber-Zeitung 05.12.2015